Milben bei Alpakas behandeln

Milben sind ein ernstzunehmendes Problem bei Alpakas und Schafen. Die Parasiten leben auf oder in der Haut und führen zu teils heftigen Symptomen. Besonders tückisch: Sie sind oft schwer zu erkennen, befallen nicht immer die ganze Herde und können auch von anderen Grunderkrankungen begünstigt werden. Außerdem überleben sie lange in den Hautfalten, in der Umgebung und den Tieren. Oftmals dauert es Monate bis Jahre Milben loszuwerden

Die drei wichtigsten Milbenarten im Überblick

Hier lernst du die drei häufigsten Milbenarten kennen, die Alpakas und Schafe befallen. Jede Art hat ihre eigene Lebensweise und verursacht unterschiedliche Symptome.

1. Sarkoptes-Milben (Sarcoptes scabiei)

  • Gräbt Tunnel in die Haut

  • Frisst Zellflüssigkeit und Gewebepartikel

  • Hoch ansteckend (auch für Menschen)

  • Symptome: starker Juckreiz, verdickte, verkrustete Haut (v.a. Beine, Brust, Bauch, Augenränder)

  • Behandlung: Ivermectin systemisch spritzen (doppelte Schafsdosis), mind. 3–6 Wochen lang 1× wöchentlich. Zinkkur über 2 Monate. Bei starkem Befall zusätzlich Vaseline oder Pflegecreme zur Lösung der Borken. Sebacil äußerlich möglich, aber begrenzt wirksam. Sekundärinfektionen ausschließen und ggf. mitbehandeln.

2. Psoroptes-Milben (Psoroptes ovis)

  • Lebt auf der Hautoberfläche, v.a. an Ohren und Hals

  • Frisst Lymphflüssigkeit aus angekratzter Haut

  • Symptome: Krusten, Juckreiz, Entzündung, Haarverlust

  • Behandlung: Sebacil-Waschung (2 ml/L) 3× im Abstand von 7–10 Tagen. Bei schwerem Befall zusätzlich Ivermectin. Zinkkur über 2 Monate. Hautpflegeprodukte wie Vaseline bei starker Verkrustung anwenden. Sekundärinfektionen beachten.

3. Chorioptes-Milben (Chorioptes bovis)

  • Oberflächenmilbe, v.a. an Beinen und Schwanz

  • Frisst abgestorbene Hautzellen

  • Symptome: Schuppenbildung, Krusten, chronisch mild

  • Behandlung: Sebacil-Waschung wie bei Psoroptes. In hartnäckigen Fällen zusätzlich systemische Gabe von Ivermectin. Zinkversorgung sicherstellen. Hautpflegeprodukte regelmäßig anwenden. Stall- und Umgebungshygiene besonders wichtig, da Milben in Hautfalten überdauern.

Wer ist betroffen – und warum?

Nicht jedes Tier in der Herde zeigt Symptome, obwohl Milben allgegenwärtig sind. Oft sind geschwächte Tiere betroffen. Dieser Abschnitt erklärt, warum Milben selten das eigentliche Problem, sondern eher ein Hinweis auf andere Schwächen im Tier sind.

Milben befinden sich überall in der Umgebung. Dennoch sind meist nur einzelne Tiere sichtbar betroffen. Oft trifft es geschwächte Tiere, bei denen andere Probleme wie Stress, Mängel, Wurmbefall oder Stoffwechselstörungen zugrunde liegen. Milben sind dann ein Symptom, nicht die Ursache.

Deshalb gilt: Immer ganzheitlich denken. Nur die Milbe zu töten, reicht selten aus.

Wichtig! Das müsst ihr bei der Behandlung beachten:

Diagnose sichern (am besten mit TA):

  • Hautgeschabsel für Milbenart nehmen. Aber: Milben können von der Probe herunterlaufen. Deshalb ist eine negative Probe nicht immer negativ.

  • Blutuntersuchung: Zinkmangel? Mineralstoffversorgung? All dies muss bedacht werden und bestimmt die Tiergesundheit. Dein Mineralfutter sollte mindestens 7.000 iE Vitamin D und ca. 700mg Zink (möglichst auch als Chelat) haben. Aber: Viel hilft nicht viel. Ist das Futter zu hoch dosiert, drohen Vergiftungen und schlimme Nebenwirkungen bis zum Tod. Deshalb verwenden wir nur unser Alpaka-Mineralfutter seit über 15 Jahren und sind damit sehr zufrieden.

  • Kotproben: Wurmstatus bestimmen. Aber: negativ heißt nicht immer negativ. Die Kotprobe muss über 3 Tage genommen werden und direkt ins Labor gehen. Trotzdem erwischt man nicht immer alle Würmer. Ist das Tier auffällig blass oder dünn und wurde lange nicht entwurmt, sollte eine Entwurmung in Erwägung gezogen werden

  • Futterqualität, Haltung, Stresslevel analysieren. All das bedingt die Gesundheit der Tiere. Besonders Veranstaltungen können zu großem Stress führen, weshalb kranke Tiere unbedingt darauf entfernt werden sollten (auch, wegen der Übertragung zum Menschen).

Medikamentöse Behandlung

Hier bekommst du einen Überblick über die wichtigsten Medikamente zur Milbenbekämpfung – mit Wirkmechanismus, Dosierung und Risiken. Besonders im Fokus: Ivermectin und Sebacil.

⚠️ Ivermectin

  • Entwurmungsmittel, welches auch gegen Hautparasiten wirkt

  • Wirkt systemisch besonders gegen Sarkoptes Milben. Weniger wirksam bei anderen Milbenarten, kann aber hinzugezogen werden

  • Nur anwenden, wenn Milben nachgewiesen sind, da sonst Resistenzgefahr!

  • Doppelte Schafsdosis notwendig

  • Mind. 3–6 Wochen 1x wöchentlich spritzen

  • ACHTUNG: Nicht parallel zur Entwurmung verwenden → Resistenzgefahr

⚠️ Sebacil (Phoxim)

  • Kontaktgift – tötet nur erwachsene Milben, keine Eier

  • 3x waschen im Abstand von 7–10 Tagen

  • Nur bei trockenen Tieren auftragen, nicht abspülen

  • Schutzkleidung tragen!! Für Umwelt & Mensch reizend/giftig

  • Nicht bei Fohlen < 3 Monaten anwenden

  • Nicht versprühen! Es gelangt in die Lunge und kann Schäden verursachen

  • Es wird empfohlen die ganze Herde zu behandeln

Hautpflege bei starkem Befall

  • Pflegecremes, Vaseline zur Borkenlösung mit Vitamin E hilft

  • Sekundärinfektionen ausschließen & behandeln. Oftmals setzen sich Bakterien und Pilze auf starken Befall

  • Zinkkur über 2 Monate prüfen

Alternative Ansätze bei leichtem Befall

Nicht immer muss sofort mit starken Mitteln behandelt werden. Bei frühem oder leichtem Befall können alternative Wege helfen. Wichtig ist eine gute Beobachtung.

  • Stress reduzieren, Haltung verbessern

  • Stallhygiene massiv verbessern

  • Alternative Pflegeprodukte: wir haben gute Erfahrungen mit den Mitteln der Tierheilpraktikerin Barbara Teichmann gemacht (z. B. Alpacare, Alpaquid)

  • Regelmäßige Beobachtung statt blinder Medikamenteneinsatz. Aber: lieber den Tierarzt hinzuziehen. Milben sind ein dauerhaftes Problem und schwer zu behandeln. Wartet man zu lange, entsteht “Elefantenhaut” in der die Milben wunderbar überleben, schwer zu behandeln sind und nicht mehr weg gehen.

Fazit

Milben sind meist ein Symptom – kein isoliertes Problem. Wer sie in den Griff bekommen will, muss ganzheitlich denken, konsequent handeln und bei Unsicherheiten tierärztlichen Rat einholen.

Milben sind ein ernstes, oft chronisches Thema in der Alpaka- und Schafhaltung. Wichtig ist, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern das Tier als Ganzes im Blick zu behalten. Bei Unsicherheit oder schwerem Verlauf: bitte unbedingt tierärztliche Hilfe holen.

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